Zehn neue Wörter

Am 24.11.2009 trat ich auf Radio Eins in der Sendung Der schöne Tag mit Volker Wieprecht und Robert Skuppin in Erscheinung. Zur Verleihung des Literatur­nobelpreises an Herta Müller bekam ich als »Hörer­experte« die Aufgabe, zehn neue zusammen­gesetzte Substantive zu erfinden – dem Prinzip der Titelfindung Müllers zu ihrem Roman Atemschaukel folgend.

Den fünfminütigen Beitrag gibt’s hier zu hören – mit freundlicher Genehmigung von Radio Eins.

Die zehn neuen Wörter als Text

von Thomas Gutmann, 24.11.2009

Wenn Kinder unter dem Weihnachtsbaum nicht das finden, was sie sich gewünscht haben, dann liegt an den sogenannten Gaben­löchern beim Weihnachtsmann­versanddienst.

Das Gramminteresse ist vor allem bei Weibchen der Spezies Mensch vor Spiegeln und Schau­fenster­scheiben zu beobachten. Verstärkt werden kann es durch ein Körper­phänomen, der sogenannten Massen­weitung.

Um in zensierten Medientexten das lästige [Piep!] zu vermeiden, kann für das Wort »Mother­fucker« ab sofort das phonetisch ähnliche »Mutter­schlucker« verwandt werden.

Tratsch­rezepte ist ein bei Kiepenheuer & Witsch erschienener Ratgeber, der Menschen hilft, anderen beim Klatsch und Tratsch besser zuzuhören.

Um dem Welt­frieden unter die Arme zu greifen, schlage ich die Einführung eines Kochrezepte-Nobel­preises vor.

Der Begriff Nachwuchs­waterloo wird fälschlicher­weise oft zur Beschreibung von Missständen genutzt, die durch die Bälger hervor­gerufen werden. Korrekt eingesetzt steht er jedoch für Paare, denen es leider vergönnt bleibt, rechtzeitig oder überhaupt Kinder in die Welt zu setzen.

Ähnlich, wie ein »Sergio Leone« unter Filme­machern das leinwand­füllende Close-Up eines Gesichtes meint, stellt ein »Feucht­donner« für die Ton-Post-Production folgendes Geräusch dar: [brrrsch]!

Embryo­anarchie tritt ein, wenn sich der Fötus frühzeitig von der Plazenta abnabelt, um somit als Mutterleibs-Selbständiger Steuer­vorteile genießen zu können.

Um der vor allem auf Studenten­partys zu fort­geschrittener Stunde aufkommenden Betten­knappheit entgegen­zuwirken, erfreut sich die Parallel­fort­pflanzung wachsender Beliebtheit.